Lange hat der insolvente Süßwarenhersteller Niemetz aus Wien nach einem Finanzier gesucht, um das Unternehmen vor einem sicheren Zwangsverkauf zu retten. Nach österreichischen Medien soll nun ein Retter gefunden worden sein – eine Investmentfirma mit Sitz in Kolumbien.
Rettung in letzter Minute:
Insgesamt 4,18 Millionen Euro soll BAGRUP Investments Kolumbien SA bereits freigegeben haben, um dem Hersteller der sogenannten „Schwedenbomben“ unter die Arme zu greifen. Dabei läuft die Zeit gegen Niemetz, die bis zum 21. Mai ihre Gläubiger – dazu gehören Lieferanten, Angestellte, Krankenkassen und das Finanzamt – bis auf den letzten Cent genau ausbezahlen müssen. Denn nur einen Tag nach Ablauf der Frist, also am 22. Mai, steht ein Gläubigerausschuss auf dem Programm.
Dort soll bei Nichtzahlung besprochen werden, wie mit dem Familienunternehmen Niemetz weiter verfahren werden soll, damit alle Beteiligten ihre ausstehenden Geldbeträge erhalten können. Interessierte Käufer soll es nach einem Bericht der Zeitung „Die Presse“ zu genüge geben. So soll angeblich die Lebensmittelgroßmarkt GmbH Interfood aus Tirol 4,2 Millionen Euro für die „Schwedenbomber“-Confiserie geboten haben. Aus Rumänien gäbe es sogar ein Angebot über 4,3 Millionen Euro von Heidi Chocolate. Allerdings gab der Geschäftsführer der BAGRUP Investments Kolumbien SA, Peter Barthel, Anlass zur Hoffnung, da er angeblich den Insolvenzverwaltern von Niemetz bereits am Donnerstag ausrichten ließ, alle nötigen Schritte zu einer schnellen Überweisung veranlasst zu haben. Trotz den Pfingstfeiertagen soll das Geld pünktlich am Dienstag auf einem Wiener Treuhandkonto eingehen, damit alle Gläubiger schnellstmöglich ausbezahlt werden können.
Zweifelhafte Hilfe:
Auch wenn die Nachricht über die vermeintliche Rettung von Niemetz zunächst sehr gut klingen mag, bleibt doch ein Rest-Zweifel, ob Peter Barthel seine Versprechungen einhalten kann. Denn es sind Unterlagen aufgetaucht, die seine Geschäftstüchtigkeit anzweifeln lassen. So soll Barthel bis 2011 eine Gebäudereinigungsfirma in Berlin betrieben haben, die aber nur aus zwei Mitarbeitern – nämlich dem Inhaber Peter Barthel und seiner Ehefrau – bestanden haben soll.
Das Unternehmen soll in Zahlungsnot geraten sein und musste Insolvenz abmelden. Zeitgleich soll Peter Barthel als Haupt-Gesellschafter der AVF GmbH agiert haben. Auch dieses Unternehmen soll nach Unterlagen vom Amtsgericht Berlin-Spandau im Juli 2011 aufgefordert worden sein, eidesstattliche Versicherungen und die Geschäftsunterlagen über Einnahmen und Ausgaben offen zu legen. Dem kam Peter Barthel allerdings nicht nach, woraufhin die AVF GmbH 2012 vom Amtsgericht Charlottenburg gelöscht wurde.
Der Anwalt des Niemetz-Unternehmens, Benedikt Spiegelfeld, äußerte sich aufgrund dieser Vorgeschichte vorsichtig gegenüber der Zeitung „Kurier“. Demnach müsse man abwarten, ob das Geld auch wirklich pünktlich ankommt. „Wenn es nicht geht, geht es halt nicht.“, sagte Spiegelfeld wörtlich und wirkt damit alles andere als zuversichtlich in Hinblick auf den Investor aus Kolumbien.